CORPORATE FINANCE
Digitalisierung der Mittelstandsfinanzierung

Digitalisierung der Mittelstandsfinanzierung

Dr. Ingo Natusch

Dr. Ingo Natusch
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Die Unternehmensfinanzierung befindet sich derzeit in einer Transformation. Wesentliche Treiber sind die Niedrigzinsphase, die Regulatorik, die steigenden Exportquoten und insbesondere die Digitalisierung. Die Niedrigzinsphase und höhere regulatorische Anforderungen haben die Kreditvergabe von Banken erschwert. Teile der Unternehmensfinanzierung haben sich von den Banken weg zu neuen Anbietern (z.B. Debt Funds, die Unitranche-Finanzierungen anbieten) verschoben und neue Anbieter, insbesondere FinTechs, sind in den Markt eingetreten. Die gestiegenen Exportquoten erhöhen zudem den Bedarf zur Digitalisierung des Rechnungswesens (z.B. im Hinblick auf Akkreditive) und des Controllings. Das immens gestiegene Volumen an digitalen Daten, neue Technologien und technologische Konzepte ermöglichen eine deutlich kostengünstigere Nutzung üblicher Finanzierungsformen sowie die Erweiterung der Finanzierungsoptionen.

Die an der Unternehmensfinanzierung Beteiligten agieren somit in einem komplexen und sich schnell wandelnden Umfeld. Daher müssen sie zielgerichtet Kompetenz aufbauen, ihren Beitrag neu analysieren, strukturieren und optimieren. Schließlich resultieren aus den veränderten Rahmenbedingungen neue, ggf. bessere Finanzierungsmöglichkeiten, aber auch erhebliche Risiken (wie z.B. die derzeit noch fehlenden Standards, Datensicherheit etc.). Hieran knüpft das Themenheft Digitalisierung der Mittelstandsfinanzierung an, indem Möglichkeiten sowie Chancen und Risiken der digitalen Transformation im Bereich der Mittelstandsfinanzierung dargelegt werden. Im Hinblick auf das breite Themenspektrum, die in vielen Bereichen erst am Anfang stehende Entwicklung sowie das von den Lesern immer häufiger geäußerte Interesse wurden die Themen und die Autorinnen und Autoren so ausgewählt, dass Aspekte der Betriebswirtschaft, des Rechts, der Bankenaufsicht und der Informatik beleuchtet und Praxisbeispiele gegeben werden. Zudem wird in einem Standpunkt auf den hohen Handlungsbedarf und den Beitrag der öffentlichen Hand hingewiesen.

Ich danke im Namen aller Herausgeber, der Schriftleitung und der Redaktion allen, die als Autorinnen und Autoren an dem Themenheft mitgewirkt und, neben der Belastung durch andere Aufgaben, ihren Beitrag geleistet haben. Das Themenheft erhebt dabei keinen Anspruch auf Vollständigkeit und größtmögliche Intensität in der Behandlung des breiten Themenspektrums. Es ist eine Bestandsaufnahme und soll insbesondere Finanzverantwortlichen in mittelständischen Unternehmen, Wissenschaftlern, Mitgliedern der Geschäftsleitung von Banken, die für das Geschäftsmodell im Corporate Banking verantwortlich sind, sowie Dienstleistern im Markt für Finanzdienstleistungen Wege aufzeigen, Ideen benennen, die für die Transformation der Digitalisierung auf die Mittelstandsfinanzierung relevant sind. Anmerkungen, Anregungen und weitere Beiträge zu diesem spannenden Themenkomplex sind willkommen (E-Mail: cf.redaktion@fachmedien.de).